Fortuna-Mann Klepp will noch mal angreifen

Nordkurier, 31.03.2020

Der Kapitän der Neubrandenburger MV-Liga-Handballer hatte in den vergangenen Jahren mit ein paar üblen Verletzungen zu tun. Aufgeben? Keine Option! Gerade macht sich Felix Klepp fit für ein weiteres Comeback.

Jogging an der frischen Luft, Kraft- und Stabilisierungsübungen zu Hause, sportgerechte Ernährung – auch die MV-Liga-Handballer des SV Fortuna 50 Neubrandenburg müssen sich aktuell alleine fit halten – jeder für sich. Training mit der gesamten Mannschaft ist wegen Corona nicht möglich. „Wir sind alle isoliert, haben individuelle Trainingspläne und versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Wir haben zwar erst vor knapp anderthalb Wochen das letzte Mal zusammen trainiert, aber es kommt mir vor, als wäre es schon drei Monate her. Die gewohnte Atmosphäre und der Spaß mit den Jungs fehlen einem richtig“, sagt Fortuna-Kapitän Felix Klepp.

Der 32-jährige Routinier war nach einer Schulterverletzung gerade auf dem besten Weg, seinem Team in der entscheidenden Saisonphase wieder helfen zu können. Daraus wird jetzt nichts, der Landeshandballverband hat die Wettbewerbe in allen Alters- und Spielklassen vorerst unterbrochen. „Wie es weitergeht, ist sehr unsicher. Ich persönlich glaube nicht, dass wir die restlichen Spiele noch machen werden. Aber, ehrlich gesagt, Handball ist im Moment absolut nebensächlich, wenn man die beruflichen und damit auch finanziellen Probleme vieler Menschen im Zusammenhang mit der Corona-Krise sieht“, so Klepp, der als Breitbandplaner bei der Telekom arbeitet und sportlich eine schwierige Zeit hinter sich hat.

Mehr als 25 Jahre spielt er auf hohem Niveau, immer am körperlichen Limit, schont weder sich noch die Gegner. Aber seit September 2015 wird er vom Verletzungspech verfolgt. „Als erstes habe ich mir den Ellenbogen ausgerenkt, eine komplizierte Sache für einen Handballer. Danach gab es viele Blessuren, bis hin zur Schultereckgelenkssprengung am 14. Dezember vergangenen Jahres beim Spiel in Demmin. Ich erinnere mich deshalb so genau an das Datum, weil es mein Geburtstag war.“ Klepp arbeitete jedes Mal hart an seiner Genesung, kämpfte sich immer wieder zurück aufs Spielfeld.

Auch 2018, als seine Karriere nach einem sogenannten Kompartmentsyndrom vor dem Ende stand. „Ich habe im Spiel einen Pferdekuss an den Oberschenkel bekommen. Das kam schon häufiger vor, deshalb dachte ich mir nichts dabei. In der Nacht danach hatte ich dann plötzlich das Gefühl, als ob mein Bein aufplatzt. Ein Muskel war eingeklemmt, die Blut- und Sauerstoffzufuhr blockiert. Sehr gefährlich, wie mir die Ärzte später mitgeteilt haben.“ Klepp musste notoperiert werden, lag danach wochenlang im Krankenhaus. Heute erinnert ihn eine knapp 25 Zentimeter lange Narbe daran. „Damals war Handball ganz weit weg für mich. Ich habe nur gehofft, dass ich den normalen Alltag wieder bewältigen kann.“

Das funktioniert aktuell gut, die Zeit durch die ausgesetzte Saison nutzt er für seine Regeneration. Der Landeshandballverband will bis zum 19. April entscheiden, ob es in der laufenden Spielzeit weitergeht. Fortuna hätte als Dritter der MV-Liga bei vier ausstehenden Partien eher geringe Chancen auf den Meistertitel. Die Neubrandenburger stehen auch im Halbfinale des Landespokal-Wettbewerbs, dabei sollten sie planmäßig am 26. April in Güstrow gegen den Ribnitzer HV antreten. Wegen Corona steht auch dieser Wettbewerb auf der Kippe.